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Der eigene Judenstaat

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Der eigene Judenstaat

Der Versuch Hitlers, das europäische Judentum durch Sicherheitspolizei und verschiedene andere Polizeiorganisationen (Gestapo, SS) ausrotten zu lassen, macht die Entrechtung der indigenen Bevölkerung Palästinas nicht besser. Die ist weder für den mit industriellen Methoden durchgeführten Massenmord in Europa verantwortlich, noch haben die Vorfahren der europäischen Juden jemals in Palästina gelebt.

Die sogenannte "Zweistaatenlösung" ist der Witz, der immer wieder und in immer neuen Varianten erzählt wird, aber immer gleich endet. Reine Hinhaltetaktik. Am schönsten hat den Witz bisher der "deutsche" Donald neu erfunden, aber Biden hat bereits angekündigt, er sei ein noch größerer Zionist. Das ist ein kleiner US-spezifischer Wettbewerb, den jeder bestehen muß, der US-Präsident werden will. Langsam kann allerdings keiner mehr erklären, wo der zweite Staat liegen soll. Warum gibt es nicht einen Staat, in dem alle unabhängig von Religion und Hautfarbe die gleichen Rechte haben?

Der Zionismus und die Rolle evangelikaler Sekten in den USA

Wer den US-spezifischen Zionismus-Wettbewerb und den außerordentlichen Einfluß zionistischer Organisationen in der amerikanischen Politik als "jüdische Weltverschwörung" ansieht, vergißt die Rolle evangelikaler Sekten. Deren Mitglieder pflegen wie der Zionismus eine religiös motivierte Siedlertradition. Egal ob Bush, Obama oder Trump eine Bibel in die Hand nehmen und von Amerika als der "außergewöhnlichen" Nation schwurbeln: Es geht implizit immer darum, die Evangelikalen zu umwerben, die die USA im wörtlichen Sinne als das ihnen von Gott verheißene, auserwählte Land ansehen. Dieser Wählerblock macht im "bibeltreuen" Amerika ca. 50 % der Bevölkerung aus, und kein Kandidat kann sich erlauben, den nicht zu bedienen. Die historische Siedlertradition, das gelobtes Land in Besitz genommen (und die indigene Bevölkerung weitgehend ausgerottet) zu haben, macht die Evangelikalen der USA zum perfekten Alignment für den Zionismus. Große Wahlkampfspenden können internationale Konzerne, Diktatoren vom Golf ... auch. Aber sich derart in die US-Siedlerkultur zu verankern, daß die evangelikale Wählerschicht ohne Support für den Zionismus unerreichbar wird, bewirkt viel mehr, als nur fleißig zu spenden. Ohne die Evangelikalen geht in den USA nichts.

Das weiß auch der irische Katholik Biden. Daß aus dem ein besonderer Zionismus-Anbeter wird, muß man allerdings nicht glauben. Aber auch Biden kann ohne die Stimmen der Evangelikalen einpacken.

Biden hat mit dem evangelikalen Amerika seine ganz besonderen Erfahrungen, denn durch die römisch katholische Religionszugehörigkeit war er für den Clan seiner ersten Ehefrau zunächst Persona non grata.

Die christlich/jüdische Tradition in Europa

Ganz anders sieht die christlich/jüdische Tradition in Europa aus. Die Vorstellung evangelikaler Sektenanhänger, wie der Zionismus ein von Gott auserwähltes Land zu besiedeln, ist für europäische Christen absurd. In Europa gibt es keine "gemeinsame Siedlertradition". Im Gegenteil: Für europäische Christen war die sprichwörtliche "Judensau" über Jahrhunderte "Christusmörder" und traditioneller Sündenbock. Allerdings hatte bis zur "Ankunft des Führers" wohl niemand erwartet, daß ca. 200 Jahre nach der Aufklärung jemand seinen Rassenwahn ausleben und versuchen kann, im Zuge des 2. Weltkrieges das Judentum Europas (und weitere Bevölkerungsgruppen) im industriellen Maßstab auszurotten.

Für die, die es bis heute nicht wissen: Mit der Aufklärung begann die Idee ihren Siegeszug, allen Menschen sei seien eine Reihe unveräußerlicher Rechte gemeinsam. Diese Idee ist zwar sehr erfolgreich (zB. Abschaffung der Sklaverei) und auch sehr angenehm für die, die sich diese Rechte tatsächlich nehmen können, aber alles andere als ein Naturgesetz. Daß die Ideen der Aufklärung zu den traditionellen christlichen Werten gehören, sind die Fakenews, die die Rolle des europäischen Christentums mal eben komplett verdrehen. Natürlich ist die Welt rund und viele Dinge ändern sich.

Orthodoxe Juden und der "säkulare" Zionismus

Viele gläubige Juden haben mit dem "säkularen" Zionismus nichts am Hut. Solange ihr Messias nicht zurückgekehrt ist, ist für viele religiöse Juden jeder Staat nur ein Exil. Das geht so weit, daß selbst von denen, die sich im "säkularen Israel" angesiedelt haben, viele diesen Staat nicht anerkennen. Am markantesten äußert sich die Ablehnung des Staates in der grundsätzlichen Ablehnung des Wehrdienstes. Auch wenn "säkulare" Zionisten und Fakenews stets den gegenteiligen Eindruck erwecken: Der aktuelle Judenstaat ist nicht das "Israel", auf das religiöse Juden seit ca. 3000 Jahren warten. Und schon garnicht sind Ben Gurion oder Netanjahu der Messias. Ironischer Weise nehmen ausgerechnet "säkulare" Zionisten seit wenigen Jahrzehnten das Jahrtausende alte Testament besonders wörtlich.

Das Erfolgsrezept der Verbreitung des Judentums

Die grundsätzliche Ablehnung von Gewalt für welchen Staat auch immer und der Gedanke, bis zur Ankunft des Messias ohnehin nur im Exil zu leben, sind das Erfolgsrezept der internationalen Ausbreitung des Judentums. Juden haben ihre Religion über Jahrhunderte friedlich und auf der ganze Welt verbreitet. Wegen ihrer religiösen Überzeugung sind Juden überall zu Hause, ohne daß sie -im Gegensatz zu anderen Weltreligionen- Länder oder gar Imperien erobert hätten. Diese Internationalität ruft besonders im "wertekonservativen" Milieu einen besonderen Haß hervor. Sogenannte "wertekonservative" christliche Leitkulturideologen sehen bereits rot, wenn privat eine andere Sprache gesprochen wird. Das spüren im Moment vor allem deutsche Muslime.

Der Beginn des Rassenwahnsinns

Das Judentum war im Deutschen Reich eine sehr kleine Minderheit von unter 600.000 Menschen (ca. 0,5 % der Bevölkerung), deren seit Jahrhunderten integrierte Mitglieder genauso "deutsch" waren wie allen anderen auch. Da Freiheit in der Weimarer Republik hieß, daß die Religionszugehörigkeit den säkularen Staat einen Dreck angeht (inklusive der "Bundessicherheitsapparate"), waren selbst die Finanzämter nicht im Bilde, obwohl die in der Regel über weit umfangreicheres Datenmaterial verfügen als die Listen der Polizei.

Da man es entgegen der Propaganda niemandem ansieht, wer Viertel-, Halb- oder Volljude ist, mußten die Nazis das erst herausfinden. Um die den Sicherheitsorganen verfügbaren Listen zu erweitern, wurde ein dem Reichssicherheitshauptamt angeschlossenes "Bundesamt" gegründet und den Bürgern in den meisten Berufen gesetzlich zur Pflicht gemacht, die arische Abstammung nachzuweisen. Mit möglichst wenig Einschränkungen und Kontrollen Listen zu pflegen, ist bis heute eine der wertvollsten Beschäftigungen in den Bundessicherheitsapparaten.

Wo mußte der Gutmensch hinlaufen, um seine Abstammung nachzuweisen? Richtig, zu den Kirchen. Die katholische Kirche beispielsweise zählt seit Jahrhunderten zu einem der reichsten und am besten informierten Nachrichtendienste der Erde und verfügt nicht nur über einen eigenen Staat als Sitz ihres "Oberkommandos" (von so was können Newcomer wie die Gülenbewegung nur träumen), sondern auch über umfangreichstes Datenmaterial, wer wen geheiratet, welche Kinder geboren, wo gelebt, was besessen ... hat. Zudem gehört die Kirche zu den größten Landbesitzern. Die Bischöfe waren einmal weit mehr als nur Finanzamt. Da sich auch die Kirchen im "Rechtsstaat" bei der Dokumentation der Abstammung an die "Gesetze" halten mußten, standen die Karten für die traditionelle "Judensau" eher schlecht.

Einfach das Datenmaterial der Kirchen zu beschlagnahmen war offenbar keine Option. Man darf annehmen, daß von beiden Seiten der "natürliche" Weg des geringsten Widerstandes gewählt wurde. Die Eintreibung einer Kirchensteuer durch das Finanzamt ist jedenfalls ein Erbe Hitlers.

Dennoch hatte mehr als die Hälfte der deutschen Juden Glück im Unglück und konnte rechtzeitig emigrieren, fliehen, abtauchen oder sich die richtigen Papiere besorgen, denn die Nazis begannen die Verfolgung mit der Salamitaktik einer sukzessiven Entrechtung, Enteignung und Vertreibung.

Für Beamte, den öffentlichen Dienst, Ärzte, Juristen, die Wissenschaftler deutscher Hochschulen, die durch Berufsverbände kontrollierten Berufe sowie die durch die "Reichskulturkammer" kontrollierten Beschäftigten in Kunst und Kultur war der Ariernachweis obligatorisch. Gefordert wurde er zudem von vielen Unternehmen und teilweise sogar von den Kirchen. Landwirte, die unter das "Reichserbhofgesetz" fielen, mußten wie NS-Parteimitglieder einen besonderen Ariernachweis erbringen, der bis ins Jahr 1800 zurückreichte. Mit der erzwungenen Arbeitslosigkeit begann der Zwang zur Emigration. Hinzu kamen weitere Schikanen. Am bekanntesten: Juden mußten sich durch die Annahme eines "jüdischen" Vornamens und das Tragen des gelben Sterns von ihren deutschen Mitbürgern unterscheidbar machen.

Zwischen 1933 und 1939 emigrierten rund 250.000 Juden aus dem Deutschen Reich. Von den ca. 185.000 verbliebenen Juden zu Kriegsbeginn gelang noch maximal 20.000 die Flucht. Das Deutsche Reich verlor in allen Bereichen auch zahlreiche Mitbürger, die auf ihrem Gebiet zur absoluten Weltspitze zählten. Die starteten ihre Jobsuche in der Regel unmittelbar nach der erzwungenen Arbeitslosigkeit und gingen vor allem in die USA und nach Großbritannien.

Während deutsche (oder auch italienische) Juden durch den Zwang zur Emigration vorgewarnt waren, begann die Judenverfolgung in den Gebieten, die von der Wehrmacht überrannt wurden, mit voller Wucht, denn mit dem 2. Weltkrieg wurde auch sogleich mit der sogenannten "Endlösung" begonnen.

Die Legitimation des Staates Israel und eines Staates für die Palästinenser

Die UN-Generalversammlung beschloss am 29. November 1947 die Teilung Palästinas in einen arabischen und einen jüdischen Staat. Am 14. Mai 1948 endete das britische Mandat über Palästina. Am gleichen Nachmittag proklamierte Ben Gurion den Staat Israel, der nur wenige Stunden später von den USA und der Sowjetunion diplomatisch anerkannt wurde. Der Staat Palästina wartet bis heute vergeblich.

Der Beschluß der UN-Generalversammlung erfolgte mit 33 Ja- und 13 Nein-Stimmen bei zehn Enthaltungen. Macht zusammen 56 Stimmen und erinnert daran, daß die Welt nach dem Ende des 2. Weltkrieges immer noch zu großen Teilen unter den traditionellen Kolonialmächten aufgeteilt war bzw. sogar erneut aufgeteilt wurde.

Mit dem UN-Beschluß verlor die Alternative eines gemeinsamen Staates zu Gunsten der Zweistaatenlösung. Selbst wenn es in den Fakenews so erscheint: An dem immer wieder neu erzählten Witz der Zweistaatenlösung ist nichts neu. Auch die Diskussion, ein Staat für alle oder zwei getrennte Staaten, bestand von Anfang an. Nicht beschlossen und nie zur Diskussion stand ein einziger Staat nur für Juden.

Der Judenstaat hat sich über Jahrzehnte nicht zu etwas ansehnlichem, sondern zur extremistischen Mißgeburt entwickelt. Obwohl längst nicht alle Juden der Meinung sind, Palästinenser hätten weniger Rechte oder wären rechtlos, hat sich der Zionismus kontinuierlich radikalisiert. Was garnicht so unschuldig begann, sieht immer häßlicher aus.

Schon Einstein beschrieb den radikalen Zionismus innerhalb der jüdischen Gemeinde: "Within the Jewish community they have preached an admixture of ultranationalism, religious mysticism, and racial superiority. Like other Fascist parties they have been used to break strikes, and have themselves pressed for the destruction of free trade unions. In their stead they have proposed corporate unions on the Italian Fascist model. During the last years of sporadic anti-British violence, the IZL and Stern groups inaugurated a reign of terror in the Palestine Jewish community. Teachers were beaten up for speaking against them, adults were shot for not letting their children join them. By gangster methods, beatings, window-smashing, and wide-spread robberies, the terrorists intimidated the population and exacted a heavy tribute." (Albert Einstein, Letters to the Editor, New York Times, 04.12.1948)

Was die Gemeinschaft evangelikaler Werteverbreiter und radikaler Zionisten durch Entrechtung und Vertreibung aufgebaut hat, ist in großen Teilen völkerrechtswidrig und geht, was den Judenstaat betrifft, weit über den Teilungsbeschluß der UN-Generalversammlung hinaus, während die Urbevölkerung mit der gleichen Legitimation bisher was bekommen hat?

Immer neue "Überlebensgarantien" oder eher Schwachsinn?

Eine Weltreligion, die in allen Ländern der Erde zu Hause ist, kann man nicht ausrotten. Was die Ideologen eines reinen Judenstaates ausgebrütet haben, spottet jedem Verstand. Daß Juden dort sicherer lebten als in den USA, Europa, Rußland oder dem Rest der Welt, können nur Zionisten erklären. Schon die Nazis hatten Planspiele, das "Weltjudentum" an einem Ort -damals noch Madagaskar- anzusiedeln.

Weil der neue Judenstaat aufgrund seiner Winzigkeit kaum zu verteidigen ist, kamen zur "Überlebensgarantie" durch einen eigenen Staat gleich zahlreiche weitere "Überlebensgarantien" hinzu, die zusammen mit der Entrechtung der indigenen Bevölkerung die gesamte Region seit 1948 zu einem ständigen Pulverfaß machen: Der uneingeschränkte Support der evangelikalen Supermacht, die permanente territoriale Vergrößerung, die atomare Bewaffnung und die Möglichkeit, sich wie kein anderer Staat über internationales Recht hinwegzusetzen. Eine der neusten "Überlebensgarantien": Während U-Boot Barschel in den 80-igern noch in der Badewanne unterging, werden heute sogar offiziell fertige U-Boote geliefert, um eine atomare Zweitschlagfähigkeit aufzubauen.

Die Entlarvung des Zionismus durch das Fehlen prominenter jüdischer Emigranten

Besonders schmerzhaft war die Entlarvung des Zionismus durch das Fehlen prominenter jüdischer Emigranten. Albert Einstein wurde sogar so heftig umworben, daß ihm 1952 das Amt des Staatspräsidenten angeboten wurde. Mit diesem Angebot wollte man zugleich einen der prominentesten Zionismus-Kritiker "überzeugen", der sich aber nicht überzeugen ließ. Einstein hatte bereits 1948 in seinem Brief an die New York Times sehr klar vor einem zionistischen Faschismus in Israel gewarnt. Zu den in der BRD bekanntesten Mitunterzeichnern zählt Hannah Arendt.

Inwiefern ein winziger Judenstaat, der aufgrund der Entrechtung der indigenen Bevölkerung im permanenten Kriegszustand lebt, attraktiver oder gar sicherer sein soll als die Hauptziele deutscher Emigranten, bleibt der Phantasie überlassen. Sicher ist vor allem der nächste Krieg. Bei weitem nicht jeder mißt der Idee des Zionismus Bedeutung oder Zukunft bei.

Bedeutung oder Zukunft kann man nur einem Staat beimessen, in dem alle Bewohner die gleichen Rechte haben.

Die Rolle der Sowjetunion und des heutigen Rußlands

Die nationalsozialistischen Herrenmenschen sahen slavische Arbeitssklaven weniger als Wirtschaftsgut, sondern als Untermenschen an, die zur Vernichtung durch Arbeit bestimmt waren. Der sogenannte "jüdisch-bolschewistische" Untermensch hat den Rassenideologen in absoluten Zahlen einen noch weit höheren Preis als das europäische Judentum gezahlt.

Obwohl die Zweistaatenlösung nicht die präferierte Lösung der Sowjetunion war und sie auch nicht zum Club der Neuverteiler kolonialen Erbes zählte, gehörte sie vor dem Hintergrund des Nazihorrors zu den ersten, die zusammen mit den USA den Judenstaat anerkannt haben.

Nach dem Untergang der Sowjetunion begann der massive Zuzug russischer Emigranten, die im Jelzin-Rußland keine Zukunft sahen. Daß Rußland tatenlos zusieht, wenn russisch-stämmige Bevölkerung unter die Räder kommt, dürfte nicht nur in Moldawien, der Ukraine ... eher eine "red line" sein. Allerdings hat Rußland nicht das Mindset evangelikaler Werteverbreiter. Im Gegensatz zur "Diplomatie" Hirntoter ist man in Moskau in der Lage, mit jedem pragmatische Kooperationen aufzubauen, während sich die "Diplomatie" der evangelikaler Werteverbreiter im Nahen Osten auf "Musterdemokratien" (Ägypten, Jordanien, Saudi Arabien, den Judenstaat...) beschränkt . Ansonsten erfolgt dort die Werteverbreitung durch "IS-Diplomatie".

Jerusalem stand nicht leer

Schon vor der Kolonialisierung durch europäische Siedler waren ca. 5 % der Bevölkerung Palästinas Juden, und die jüdisch/muslimische Tradition ist eine andere als die des christlich/jüdischen Europas. Dumm nur, daß Gott vergaß, den Ureinwohnern Palästinas zu erzählen, daß ihr Land eigentlich den Zionisten des 20. Jahrhunderts zur Errichtung eines reinen Judenstaates versprochen war.

Obwohl Christen, Juden und Muslime seit der Entstehung ihrer Religionen in Palästina leben, verstehen die Zionisten aus Europa bis heute nicht, wie Zusammenleben mit anderen Religionen funktioniert. Und mit Verweis auf den Holocaust wollen sie es auch nicht wissen.

Die Mythologisierung Israels als die Jahrtausende alte Heimat europäischer Juden stellt die historischen Fakten mal eben auf den Kopf. Palästina ist eben sowenig die ehemalige Heimat europäischer Christen wie die europäischer Juden, aber was sind schon Fakten, wenn der Zionismus mit der Selbstverständlichkeit evangelikaler Siedler im "heiligen Land" eine Art jüdischen "Kreuzzug" veranstalten kann.

Flüchtlinge aufzunehmen ist ein humanitäres Gebot. Nach dem 2. Weltkrieg kamen jedoch keine Flüchtlinge, die vor Krieg und Verfolgung flohen, sondern die, die das Projekt eines reinen Judenstaates aus ideologischen Gründen gut fanden, die in ihrer zerstörten Heimat keine Perspektive sahen, oder/und die, denen der Weg in die USA, nach Großbritannien ... versperrt war. Wer den deutschen (oder italienischen) Eliten angehörte oder über ausreichend Geld verfügte, konnte sich sein Emigrationsziel aussuchen. Ärmere Juden weniger.

"Blut und Boden"

Mit der Ausrufung des neuen Judenstaates begann praktisch sofort der Krieg um Land, denn die indigene Bevölkerung war nicht bereit, kampflos zuzusehen, daß ihnen europäische "Flüchtlinge" erst ihr Land wegnehmen, um dann einen eigenen jüdischen Staat auszurufen, in dem die indigene Bevölkerung keinen Platz hat.

Richtig pervers werden die Fakenews, wenn der Judenstaat als nahöstliche "Musterdemokratie" verkauft wird, während Millionen palästinensischer Ureinwohner entweder vertrieben wurden oder als Flüchtlinge im eigenen Land leben. War die Idee der Demokratie nicht untrennbar damit verbunden, daß alle Einwohner die gleichen Rechte haben? Und seit wann sind in der sogenannten Wertegemeinschaft die das Problem, die sich gegen ihre Rechtlosigkeit und Vertreibung wehren?

Egal, wie die Organisationen der Palästinenser heißen, alle haben ein Ziel: Das Land, von dem sie vertrieben wurden, zurück zu gewinnen. Was daran Antisemitismus oder Islamismus ist, weiß nur die Lügenpresse. Auch nach dem maßlosen Mißbrauch von "Blut und Boden" durch die den Nazis bleibt die Verteidigung des eigenen Grund und Bodens der international anerkannte Standard, Krieg zu führen. Sogar die BRD verteidigt sich, sollte ein fremder Staat sich an deutschen Boden vergreifen. Erst recht werden in der BRD die bekämpft, die meinen, sie könnten kommen, um hier ihren eigenen Staat zu errichten. Eine Einladung von Gott haben die alle.

Modernes Staatsbürgerschaftsrecht statt "Blut und Boden"

Die BRD hat sich erst in den 90-igern ein modernes Staatsbürgerschaftsrecht gegeben, um die Trümmer der von den Nazis so mißbrauchten Kombination aus "Blut" (bzw. Rasse) und Boden zu entsorgen. Heute kann selbst der "deutsche" Donald nicht mehr behaupten, er sei Deutscher, solange er nicht ein paar Dinge gelernt hat, die ein Özil oder Boateng auch können. Erwartet wird die Annahme des Grundgesetzes.

Modernes Staatsbürgerschaftsrecht läßt sich aber auch ebenso mißbrauchen wie "Blut und Boden". Da die Palästinenser nie einen Staat Palästina ausgerufen haben, der international anerkannt worden wäre, gibt es formal weder den Staat Palästina noch die palästinensische Staatsbürgerschaft. Damit ist "juristisch" festgelegt, wer die Cowboys und wer die Indianer sind. Die nicht semitischen kolonialen Siedler aus Europa "verteidigen ihre Heimat", während die semitischen Ureinwohner gerne auch mal als "Radikale oder antisemitische Terroristen" abgestempelt werden. Ebenso leicht läßt sich modernes Staatsbürgerschaftsrecht dazu mißbrauchen, die geflohenen Ureinwohner in den Flüchtlingslagern der Nachbarstaaten einfach zu Libanesen, Syrern, Jordaniern oder Ägyptern zu erklären.

Wenn man den Grundsatz aus dem Augen verliert, daß alle Bürger eines Landes die gleichen Rechte haben, läßt sich modernes Staatsbürgerschaftsrecht ebenso mißbrauchen wie "Blut und Boden".

Die Wertegemeinschaft der Evangelikalen

Die heutigen Fakenews haben mindestens die gleichen Möglichkeiten wie Göbbels, die Erde wieder zur Scheibe zu machen. Nach einfacher Milchmädchen-Logik sind Glaubenskrieger die, denen der "liebe Gott" erklärt hat, wo das Land liegt, das nur ihnen gehört. Also ganz konkret die Wertegemeinschaft der Evangelikalen, der Zionisten und des IS.

Da die Welt aber nicht von Milchmädchen und auch nicht von Albert Einstein oder Hannah Arendt regiert wird, sieht die "Wahrheit der Wertegemeinschaft" ein klein wenig anders aus. Perverser als semitische Urbevölkerung, die um ihr eigenes (nach internationalem Recht!) Land kämpft, zu Radikalen, Gotteskriegern oder gar Antisemiten zu erklären, kann Fakenews Fakten kaum verdrehen.

Bei der Werteverbreitung im gesamten Nahen Osten hat das evangelikale Amerika in den letzten 30 Jahren eine Blutspur hingelegt, wo man kaum sagen kann, wer die schlimmeren sind: Die "Moderaten" oder die Radikalen.

Entrechtung, Enteignung und Vertreibung

Für die fortschreitende Judaisierung braucht es keinen "Ariernachweis" und auch keinen gelben Stern, denn europäische Siedler und indigene Bevölkerung kann man auf den ersten Blick unterscheiden. Die Entrechtung, Enteignung und Vertreibung von Einwohnern mit unerwünschter biologischer Abstammung erfolgt wie bei den Nazis durch die Pervertierung des Rechts. Dazu dienen insbesondere "Bau- und Abrißgesetze", die zur wundersamen Landvermehrung verhelfen. Mit der falschen Abstammung ist es im Judenstaat unmöglich, eine Baugenehmigung für Land zu bekommen, auf dem zionistische Siedler problemlos bauen können. Für bestehendes Eigentum kann sich selbst nach Jahrzehnten herausstellen, daß die Genehmigung fehlt, ungültig ist etc. und das Land tatsächlich zionistischen Siedlern gehört. Das funktioniert "voll rechtsstaatlich".

Man könnte natürlich auf die Idee kommen, die Staatsbürgerschaft des neuen Judenstaates annehmen zu wollen, um gesellschaftliche Möglichkeiten und Eigentum besser schützen zu können. Mit Sprache und Kultur ist man auch vertraut, da man seit Jahrzehnten unter Besatzung lebt, aber dem stehen die neuen Judengesetze im Weg. Die nennen sich zwar nicht "Blutschutzgesetze", funktionieren aber ähnlich.

Nur eine Minderheit der Palästinenser ist in der "Musterdemokratie" des Nahen Ostens nicht Flüchtling. Aber auch diese Minderheit mit der Staatsbürgerschaft des neuen Judenstaates bleibt von ständiger Diskriminierung nicht verschont und probt neuerdings den Aufstand.

Der "deutsche" Donald und die wundersame Landvermehrung

Der "deutsche" Donald und sein größter Fan haben dem Judenstaat ein besonders häßliches Gesicht gegeben. Der Judenstaat führt in bisher nicht gekanntem Ausmaß Annektionen und Zwangsräumungen durch. Außerdem wurde Jerusalem neu definiert, was Netanjahu momentan umsetzt.

Zwangsräumung heißt, wer biologisch unerwünschter Abstammung ist und in einem Bereich wohnt, auf den jüdische Siedler ein Auge geworfen haben, muß damit rechnen, teilweise seit Jahrzehnten bestehendes Eigentum zu verlieren. Früher wurden zwangsgeräumte Häuser weggesprengt oder der Bulldozer machte Platz. Das wurde noch verfeinert: Heute müssen biologisch unerwünschte Einwohner ihre Häuser selbst wegreißen oder bekommen eine sehr saftige Rechnung als Bonus für das Gleiche, was früher kostenlos war. Mit dieser Methode wird gerade u.a. Jerusalem judaisiert, was mal wieder zu Krieg führt.

Das Dilemma asymmetrischer Kriege

Daß "radikale" Palästinenser überhaupt über Waffensysteme verfügen, mit denen sie den Staat der europäischen Kolonisatoren angreifen können, grenzt an ein kleines Wunder. Um zu erklären, warum der "gemäßigte" Judenstaat trotz modernster Waffensysteme vor allem bei der Tötung von Zivilisten die Nase stets uneinholbar vorn hat, verwechseln Fakenews-Experten gerne mal dieeigene Haut mit der der Ureinwohner. Mit diesem Trick wird die Idee von "menschlichen Schutzschilden" geboren, die niemanden schützen.

Wollten Hauptstadt-"Korrespondenten" Tel Aviv hautnah testen, was der Unterschied zwischen Schutzschild und Kollateralschaden ist, oder ob auch sie nicht als Schutzschilde taugten, hätten sie sich auf den Media-Tower von Gaza stellen sollen.

Noch absurder werden Fakenews, wenn man sich nach weitestgehender Vernichtung der zivilen Infrastruktur zur Erklärung gezwungen sieht, den Bombern gingen die Ziele aus, während -wie im Libanonkrieg- die Bodenoffensive aufgrund der Verluste scheitert und die Raketen der Hisbollah munter weiter fliegen. Wem gehen denn da ohne "menschlichen Schutzschilde" die Ziele aus?

Die Wertegemeinschaft kann in asymmetrischen Kriegen so viele "menschliche Schutzschilde" töten, wie sie Lust hat, das Ergebnis ist immer gleich. Im Krieg gegen die einheimische Bevölkerung behält stets deren Widerstandswille die Oberhand. Die Vietnamesen ließen sich selbst durch sagenhafte 7 Megatonnen (entspricht 6 Jahre lang pro Woche einen Teppich mit der Sprengkraft von 1,8 Little Boys) nicht die westlichen Werte erklären. Der Wille zum Widerstand kommt dabei nicht von außen (Chinesen, Russen, Iran bla, bla, bla), sondern den muß man selbst mitbringen.

Die systematische Auslöschung "menschlicher Schutzschilde" ist glücklicher Weise aus der Mode gekommen. Zu häßliche Bilder und zu kontraproduktiv. Obwohl im Nahen Osten nicht mehr angewandt -mit Ausnahme humanitärer Sanktionen gegen den Irak und der "unsichtbaren" Langzeitwirkung chemischer Kriegsführung-, ist das Ausmaß des "Kollateralschadens" immer noch sehr hoch. Die Wertegemeinschaft bleibt aber nicht nur dort auf ihren "Werten" sitzen, wo sie mit Bombern oder Drohnen aktiv ist, sondern auch in den verbündeten "Musterdemokratien" Ägypten, Jordanien, Saudi Arabien, ... Für was soll das neoliberale Amerika oder der aktuelle Judenstaat überhaupt noch Beispiel sein?

Bei Entrechtung, Enteignung und Vertreibung ist der Judenstaat vielleicht sogar erfolgreicher (und hatte natürlich mehr Zeit) als die Nazis, aber permanente "low intensity warefare" ist natürlich nicht das Gleiche wie die systematische Auslöschung "menschlicher Schutzschilde" oder gar der Genozid der Rassenideologen. Solange der Judenstaat keine vollständige Vertreibung (oder Vernichtung) der Urbevölkerung einkalkuliert, wird im "heiligen Land" keine Seite militärisch gewinnen. Und solange die Wertegemeinschaft im "heiligen Landes" nicht allen Einwohnern die gleichen Rechte einräumt, statt den spätestens 1967 gestorbenen Witz der nie umgesetzten Zweistaatenlösung aus dem Jahre 1948 immer wieder neu zu erzählen, wird sich am Konflikt nichts ändern.

Stand: 14.05.21